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Presseartikel

Erfolgreiches Management von Infrastruktur- und Großbauprojekten

Der Weg von der “Problembewunderung” zur agilen Lösungsfindung

Im Gespräch mit dem Deutschen Ingenieurblatt: Thomas Gläßer und Uwe Gehrmann, Atreus Direktoren, 18.05.2022:

Wir kennen Deutschland als das Land der Ingenieure mit großen technischen Errungenschaften. Gleichzeitig sehen wir bei Infrastruktur- und Großbauprojekten wie dem Berliner Flughafen BER, Stuttgart 21 oder der Elbphilharmonie, wie Deutschland immer wieder von einem Misserfolg zum nächsten taumelt. Wie kann es sein, dass im Land der Ingenieure bei Großprojekten alle wichtigen Dimensionen – von der Qualität über die Zeit bis zu den Finanzen – unter den Erwartungen bleiben?

Wo liegen die Probleme und welche konkreten Lösungsansätze können dazu beitragen, dass große Infrastrukturprojekte in Zukunft zielführend und effizient realisiert werden?

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Drei Hauptgründe für Verzögerungen oder Scheitern

  • Mangelnde Klarheit und Verbindlichkeit im Hinblick auf ein gemeinsames Ziel
  • Unzureichendes Verständnis des Bauvorhabens
  • Rechtliche Rahmenbedingungen
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Herausforderung bei Infrastruktur-Großprojekten: Zu viele Stakeholder ohne ein gemeinsames Projektverständnis

Großbauprojekte haben meist zahlreiche Beteiligte und eine hohe Komplexität, d. h. das Ziel des Vorhabens ist nicht klar definiert und die Lösung für die Realisierung ist unklar. Werden die Anforderungen für ein solches Projekt in der Anfangsphase nicht präzise beschrieben, kommt es schon von der ersten Ausschreibung bis hin zur Inbetriebnahme immer wieder zu unterschiedlichen Auffassungen der Stakeholder, was den Fortschritt erheblich verzögern kann.

Es ist ratsam, dass sich die Beteiligten in einem agilen, iterativen Prozess auf eine gemeinsame Zielvorstellung einigen, wobei sich die Anforderungen und Lösungsansätze im Laufe der Projektjahre immer wieder ändern können. Abweichungen sollten gemeinsam beschlossen werden und so Raum für die notwendige Projektkultur und -identität schaffen, in der das Team auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet und die Zusammenarbeit in den Dienst der Zielerreichung stellt.

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„Die Projektpartner müssen sich eindeutig darüber verständigen, was im Rahmen des Vertrags zur Projektumsetzung ‚in scope‘ ist, aber auch, was ‚out of scope‘ liegt.“

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Risikomanagement, nicht Risikovermeidung, bringt den Erfolg!

Der Umgang mit Risiken ist ein weiterer essenzieller Bestandteil des richtigen Projektverständnisses. Es ist nachvollziehbar, dass die Betreiber einer Infrastruktur oft den Fokus auf die Vermeidung von Risiken legen, statt auf ein angemessenes Risikomanagement. Doch nur wenn alle Beteiligten offen, sachbezogen, respektvoll und kontinuierlich miteinander kommunizieren, kann eine Atmosphäre entstehen, in der konstruktive Diskussionen die Basis für die Bewältigung von Projektherausforderungen und den Grundstein für den Projekterfolg sind. Alle Beteiligten müssen in jeder Etappe die einzelnen Schritte des Projektablaufs kennen und wissen, welches die wichtigsten Milestones und kritischen Elemente des Vorhabens sind.

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Rechtsvorschriften verursachen höhere Baukosten und schränken die Realisierungsgeschwindigkeit ein

Auch der gesetzliche Rahmen und die Anforderungen an Planung, Genehmigung und Abnahme haben einen erheblichen Einfluss auf Projektpläne und -dauer. Wir alle wissen, dass Deutschland durch und durch reguliert ist. Dies ist zum Schutz von Mensch und Umwelt und natürlich für die Stabilität und Sicherheit bei Bau und Betrieb des Großprojektes zweifellos gerechtfertigt. Was auf der einen Seite ein Segen ist, führt auf der anderen Seite jedoch zu erheblichen Einschränkungen bei den Baukosten und der Realisierungsgeschwindigkeit. Das kann so weit gehen, dass mancherorts die Pragmatik, Projekte nicht nur sicher, sondern auch in einem vernünftigen Zeitrahmen zu realisieren, verloren geht. Für jedes große Infrastrukturprojekt kann das zur Stolperfalle werden.

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Was sind die Schlüsselfaktoren für die erfolgreiche Projektsteuerung

Eine mitreißende Projekt-Kultur ist für den Erfolg wichtiger als die großartige Strategie.

Es sind die Menschen, die den Unterschied zwischen erfolgreichen und erfolglosen Projekten ausmachen können. Es ist insbesondere in einem Multi-Stakeholder-Umfeld entscheidend, dass die Beteiligten eine Kultur schaffen, die Vertrauen erzeugt, in der Transparenz gelebt wird, in der nicht aus Sorge vor Strafe geschwiegen wird, sondern in der alle gemeinsam für den unbedingten Erfolg des Projekts eintreten.

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„In einem Multi-Stakeholder-Environment, geht es vorrangig darum, eine Kultur zu kreieren, in der Vertrauen wachsen kann. Wir empfehlen, an die Spitze von Großprojektorganisationen nicht den besten Fachmann zu stellen, sondern den wirkungsvollsten Leader!“

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Expertenwissen ist Gold wert

Es ist unabdingbar, externes Expertenwissen frühzeitig in das Projekt zu integrieren. Die Detailanforderungen sind meist zu spezifisch, als dass es sich ein noch so großes Unternehmen leisten könnte, alle notwendigen Kompetenzen intern zu bündeln. Gefragt sind Experten auf Zeit, die bereits ähnliche Projekte erfolgreich realisiert haben, über gute Führungs- und Fachkompetenzen verfügen und die organisatorischen Lücken passgenau ausfüllen.

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Der ganzheitliche Projektansatz

Ein Projekt sollte immer in seiner Gesamtheit betrachtet und nicht isoliert in einzelne Schritte zerlegt werden oder einer zu statischen Sichtweise unterliegen. Agile Projektmanagement-Methoden haben definitiv einen erfolgsfördernden Charakter bei Infrastruktur-Großprojekten.

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Best Practice aus anderen Branchen

Großbauprojekte erfordern keine einheitliche und exklusive Branchenerfahrung. Vielmehr müssen wertvolle Erfahrungen aus anderen Branchen einbezogen werden. Amazon & Co. haben es vorgemacht: Das stärkste Unternehmen ist dasjenige, das Kundenbedürfnisse über Branchengrenzen hinweg erkennt und bedient. Expertise in den jeweiligen Technologien ist unabdingbar, aber eben nicht exklusiv.

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Objektivität schaffen

Eine objektive Sichtweise durch Außenstehende oder einen Lenkungsausschuss schafft zielorientierte Lösungen. Der Fortschritt eines Projekts lässt sich am besten anhand objektiver Kriterien bewerten, die von allen Beteiligten akzeptiert und von einer begleitenden Moderation unterstützt werden. Für die Beteiligten selbst ist die neutrale Perspektive nur schwer einzunehmen, da dies im Ernstfall auch bedeuten kann, eigene Fehler einzugestehen. Durch das bewährte Verfahren können schwierige Situationen schon im Vorfeld erkannt und verhindert werden, so dass sie gar nicht erst entstehen.

Die Autoren

Stehen gerne für Fragen und Antworten zur Verfügung.

Lesen Sie den vollen Artikel im Deutschen Ingenieurblatt vom 18. Mai 2022

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