A·network 21 - Künstliche Intelligenz

»Herr Floridi, wird uns künstliche Intelligenz arbeitslos machen?« Oh ja, das sollte sie! »Wie bitte?« Natürlich. Denken Sie an die vielen Menschen mit unerfreulichen Jobs. Sie müssen jeden Tag stundenlang etwas tun, das sie eigentlich nicht mögen, immer mit Blick auf den Feierabend und das Wochenende. Ihr Arbeitsleben ist in keiner Weise bereichernd. Wir sind nicht dafür da, so zu arbeiten. Wenn künstliche Intelligenz all diese Tätigkeiten übernimmt, wäre das doch großartig. Wie mein Geschirrspüler: Er nimmt mir Arbeit weg, aber bin ich deshalb unglücklich? Natürlich nicht. »Sie wären vermutlich unglücklich, wenn auch Ihr Einkommen wegbricht.« Genau das ist der Punkt. Das Problem ist nicht die Arbeitslosigkeit. Das Problem ist der Einkommensverlust. Wenn also bestimmte Jobs von künstlicher Intelligenz ausgeübt werden, müssen wir entweder neue Tätigkeiten für die Erwerbslosen finden, oder wir müssen ihnen ein Einkommen schaffen. Wir sollten über ein Grundeinkommen nachdenken. Ich träume von einer Zukunft, in der jeder ein Rentner sein Luciano Floridi ist Professor für Philosophie und Informationsethik an der Universität Oxford. Er gehört unter anderem zum Experten-Beirat für Google zum Recht auf Vergessenwerden. »Das Problem ist nicht die Arbeitslosigkeit. Das Problem ist der Einkommensverlust.« kann, ohne in Ruhestand gehen zu müssen. »Und wer soll diese schöne, lebenslange Rente bezahlen?« Wir brauchen schlichtweg mehr Verteilung und Bewegung des Reichtums, den wir mit neuen Technologien generieren. Stellen Sie sich Folgendes vor: Eine Hightechfirma benutzt künstliche Intelligenz, wird extrem erfolgreich und erwirtschaftet ein großes Vermögen. Wenn wir es vernünftig hinbekommen, wird solch ein Unternehmen entsprechend mehr Steuern zahlen. Davon wiederum könnten wir ein Grundeinkommen generieren, das die Menschen ausgeben, um Produkte und Dienstleistungen zu kaufen. So wird das Ganze zur Win-win-Situation. »Das klingt utopisch. Unternehmen werden dorthin ziehen, wo sie weniger Steuern zahlen und mehr Geld verdienen.« Natürlich, doch es könnte ein regulatorisches Ideal sein. Ein Zustand, den wir nie erreichen, aber immer anstreben. Seit der Erfindung des Rads war es stets unser Ziel, nicht mehr zu arbeiten. In einer berühmten Passage von Dantes „Divina Commedia“ erinnert uns Ulysseus daran: „Ihr seid nicht da, um wie Tiere zu leben. Ihr sollt nach Tugend und nach Wissen streben.“ © Oxford Internet Institute © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. ·content ·network ·challenge ·robotxmassong ·donation ·editorial ·disruption ·robolawyer ·deepmind ·history ·personalrobot ·newera zurück vor drucken ·feedback impressum ·ethics

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