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A·lounge: Energiewende in Deutschland: Brauchen wir mehr Tempo?

Energiewende in Deutschland: Brauchen wir mehr Tempo?

27. Juni 2024, 12:00 – 13:30 Uhr

Sie haben die Veranstaltung verpasst oder möchten Sie noch einmal Revue passieren lassen? Dann sehen Sie sich die Videoaufzeichnung unten an.

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Atreus A·lounge Digital

Energiewende in Deutschland: Brauchen wir mehr Tempo?

Die Energiewende stellt Unternehmen vor enorme Herausforderungen. Ist sie eine Operation am offenen Herzen? Werden Daten zum einzigartigen Wettbewerbsvorteil der Zukunft? Und sind wirtschaftlicher Erfolg und Klimaschutz vereinbar oder ein Widerspruch? Darüber sprachen die Atreus Direktoren Martin Schulz und Thomas Gläßer mit Experten aus der Praxis.

Das sind die neun Key-Take-Aways der Veranstaltung:

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1. Die Politik muss nachbessern – vor allem in Sachen Kommunikation der Energiewende.

Die jährliche Umfrage von Atreus im Vorfeld der A.lounge zeigt: Mehr als 70 % der befragten Expert:innen beurteilen die Klarheit eines ganzheitlichen Energiekonzepts für Deutschland als gering. Kein Wunder, sagt Serienunternehmer Alexander Voigt: „Über Energie unterhalten sich hauptsächlich Menschen, die den Unterschied zwischen Kilowatt und Kilowattstunden nicht kennen. Das stiftet große Verwirrung in der Öffentlichkeit.“ Christoph Ritzkat, Geschäftsführer beim Gebäudeautomationsexperten Kieback&Peter, glaubt gar, dass die Wirtschaft viel weiter sei als die Politik, die „den Schuss noch nicht gehört“ habe. Aus Angst vor dem Verlust von Wählerstimmen fehle vielerorts der Mut. Und Frank Schöller, Geschäftsführer der Stadtwerke Waiblingen, führt vor allem den Zeithorizont ins Feld: „In der Energieversorgung sind 10 Jahre die kleinste Zeiteinheit für die Planung. Für ein solches langfristiges Konzept hat die Politik offenbar keinen Mut.“

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2. Auch das Mindset der Deutschen ist ein Hemmschuh für die Energiewende

Alexander Voigt sieht im traditionalistischen Mindset der Deutschen eine Hürde für die Energiewende: „Der Schriftsteller Jean Paul sagte mal: Die Deutschen sind wie eine Elefantenherde. Wir können extrem schnell rennen, wenn es geradeaus geht. Wenn’s um die Kurve geht, funktioniert aber nichts mehr.“ Voigt betont, dass an lieb gewonnenen Verhaltensmustern und Strukturen in Deutschland oft festgehalten werde, was die Transformation verlangsame. Insbesondere in der breiten Bevölkerung und im Mittelstand sei dies verbreitet. Christoph Ritzkat ergänzt, dass Deutschland auch in Sachen digitaler Bildung und KI-Nutzung hinterherhinke und dies ebenfalls ein Hemmschuh für die Energiewende sei. „In Deutschland sehen wir oft nur die Risiken, während andere die Chancen sehen,“ kritisiert er. Beide fordern eine Veränderung im Mindset, mehr Mut zur Veränderung und einen stärkeren Fokus auf die Chancen der Energiewende.

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3. Energieeffizienz in Gebäuden ist entscheidend für die Klimawende.

„Gebäude sind der größte CO2-Emittent – noch vor dem Verkehr,“ betont Ritzkat und verweist darauf, dass insbesondere der Betrieb von Gebäuden erhebliche Mengen an Energie verbraucht. Durch die Vernetzung von Heizung, Lüftung, Klima und weiteren Systemen können große Effizienzsteigerungen erreicht werden. Digitale Technologien ermöglichen es, den Energieverbrauch in Echtzeit zu überwachen und zu optimieren, wodurch nur dann Energie verbraucht wird, wenn sie tatsächlich benötigt wird. Dies ist besonders wichtig in einer Zeit, in der Gebäude zunehmend klimatisiert werden müssen und somit der Energiebedarf weiter steigt. Ritzkat sieht in der Digitalisierung ein unverzichtbares Werkzeug, um diese Herausforderungen zu meistern und einen bedeutenden Beitrag zur Klimawende zu leisten.

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4. Die Energiewende ist regional unterschiedlich umsetzbar.

Frank Schöller von den Waiblinger Stadtwerken erläutert, dass Stadtwerke eine zentrale Rolle bei der Energiewende spielen und ohne sie keine nachhaltige Transformation möglich ist. Die Herausforderungen sind vielfältig: Finanzierung, Materialbeschaffung und der Ausbau der Infrastruktur sind komplexe und kostenintensive Prozesse. Schöller betont, dass es Milliardeninvestitionen (und langen Atem) braucht, um die Energiewende voranzutreiben, insbesondere in den Ausbau der Netze. Allein ein großer Umspanner habe aktuell eine Lieferzeit von 16 Monaten haben. Stadtwerke hält Schöller für unverzichtbar für die regionale Umsetzung der Energiewende, auch wenn die Transformation in verschiedenen Regionen unterschiedlich schnell voranschreiten wird. Allgemein halten 66 Prozent der von Atreus befragten Expert:innen die Umsetzung der Energiewende für zu langsam.

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5. Grüner Wasserstoff ist eine Schlüsseltechnologie – aktuell aber noch sehr teuer.

Serienunternehmer Alexander Voigt erklärt, dass die Produktion von grünem Wasserstoff derzeit noch sehr kostspielig ist, da die Energiekosten und die Investitionskosten enorm hoch liegen. Auch die hohen Finanzierungsrisiken und damit -kosten seien signifikant, was die wirtschaftliche Machbarkeit erschwere. Dennoch ist Voigt zuversichtlich, dass bis 2035 eine Kostengleichheit mit grauem Wasserstoff erreicht werden kann, insbesondere wenn mehr abgeregelter Strom für die Wasserstoffproduktion genutzt wird. Investitionen in grünen Wasserstoff werden daher langfristig zu erheblichen Kosteneinsparungen führen. Zudem lassen sich damit die volatilen Erzeugungsmengen erneuerbarer Energien besser integrieren und somit das gesamte Energiesystem stabiler und nachhaltiger gestalten.

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6. Die sozialen Aspekte der Energiewende bergen gesellschaftlichen Sprengstoff.

Frank Schöller weist darauf hin, dass die Kosten der Energiewende nicht gleichmäßig verteilt sind und einkommensschwache Haushalte besonders stark belastet werden. Wärmepumpen werden beispielsweise mit teils 50 % gefördert, verursachen aber dennoch erhebliche Eigenkosten verursachen, die sich viele Haushalte nicht leisten können. „Wir werden keine Akzeptanz für ‚Ihr müsst‘ bekommen, wenn die Menschen es sich nicht leisten können,“ warnt Schöller und betont, dass ohne soziale Ausgleichsmaßnahmen die gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende gefährdet ist. Es sei notwendig, finanzielle Unterstützungsmechanismen zu schaffen, die einkommensschwachen Haushalten den Zugang zu nachhaltiger Energie ermöglichen.

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7. Gemeinschaftliche Risikoteilung ist notwendig für die Energiewende.

„Es geht um Risikoübernahme und Liquiditätsfunktion bei Geld,“ sagt Alexander Voigt und fordert, dass Staat und Gesellschaft gemeinsam die Risiken der Energiewende tragen. Er betont, dass ohne eine gemeinschaftliche Übernahme der finanziellen Risiken die Kosten der Energiewende zu hoch für einzelne Unternehmen oder Haushalte sein könnten. Voigt sieht hier eine wichtige Aufgabe für den Staat, der durch geeignete Finanzierungsinstrumente und Garantien die notwendige Liquidität bereitstellen könne.

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8. „Einfach machen“ ist eine gute Devise, um die Energiewende voranzutreiben.

Sowohl Ritzkat als auch Schöller betonen, wie wichtig es ist, pragmatisch an die Umsetzung der Energiewende heranzugehen – zumal der Gesetzgeber in der Anpassung von Regulierung sehr langsam sei. „Man muss auch manchmal an die Grenzen der Gesetze gehen,“ sagt Ritzkat und fordert mehr Mut und Risikobereitschaft bei der Umsetzung von Projekten. Frank Schöller ergänzt, dass die junge Generation mit ihren guten Ideen und ihrem Engagement eine wichtige Rolle spielt. „Ich vertraue auf die Jungen, die sind gut drauf und haben gute Ideen. Man muss sie nur laufen lassen,“ sagt er. Beide fordern, weniger auf bürokratische Hürden zu achten und mehr auf die praktische Umsetzung zu fokussieren, um die Energiewende zügig voranzutreiben. Auf Cheflevel, da sind sich alle einig, ist das Thema jedenfalls angekommen – 84 % der Befragten sagen in einer Atreus-Umfrage, dort sei die Energiewende mehrheitlich verortet.

Unsere Speaker bei der A·lounge Energie und Umwelt und Infrastruktur-Großprojekte

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Christoph Paul Ritzkat
Vorsitzender der Geschäftsführung, Kieback&Peter

Dipl.-Kfm. Christoph Ritzkat ist seit 2017 bei Kieback&Peter. Als Vorsitzender der Geschäftsführung trägt er die Gesamtverantwortung für das Unternehmen. Der Diplom-Volkswirt verfügt über langjährige Erfahrung als Geschäftsführer in renommierten deutschen Familienunternehmen mit Schwerpunkt in der Metall- und Elektroindustrie. Herr Ritzkat ist ein international ausgebildeter Manager, der in Brasilien, China, Frankreich und den Vereinigten Staaten tätig war. Der gebürtige Kölner ist Mitglied des 1. FC Köln und ein begeisterter Marathonläufer. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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Frank Schöller
Geschäftsführer, Stadtwerke Waiblingen GmbH

Frank Schöller hat Elektrotechnik und BWL studiert und ist seit mehr als 20 Jahren Geschäftsführer in verschieden Unternehmen der Energiebranche – davon 10 Jahre bei den Stadtwerken Waiblingen.
Darüber hinaus hat Herr Schöller verschiedene Geschäftsführer-Mandate oder die Funktion als Sprecher der Gesellschafter verschiedener energienahen Unternehmen bekleidet.

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Alexander Voigt
Mitbegründer und CEO, HH2E AG

Alexander Voigt ist ein Serienunternehmer, getrieben von seiner Leidenschaft für Nachhaltigkeit seit den 1980er Jahren. Über 30 Jahre hinweg hat er CO2-freie Energielösungen vorangetrieben, was in der Gründung von HH2E gipfelte, einem bahnbrechenden deutschen Unternehmen für grünen Wasserstoff. Voigts Weg umfasst die Gründung von Solon und Q-Cells, die Deutschlands PV-Industrie auslösten. Seine unermüdliche Innovation setzt sich mit Projekten wie Younicos AG und Lumenion fort, die erneuerbare Energiespeicherung transformieren. Als Verfechter einer globalen grünen Wirtschaft bleibt Voigt einer nachhaltigen Zukunft verpflichtet.

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