Roundtable Digital

Integrität in der Restrukturierung

Roundtable Digital vom 1. Juli 2022

Angesichts der turbulenten Ereignisse der letzten Monate rückt die nächste Restrukturierungswelle immer näher. Das wirft Fragen auf, zumal kritische Fälle in der Vergangenheit nicht immer ein positives Licht auf den Berufsstand der CROs und Restrukturierer geworfen haben. Wie kann Integrität in der Transformation sichergestellt werden? Bringt Integrität einen zusätzlichen wirtschaftlichen Nutzen? Wie kann Cost Cutting 2.0 zu einem transparenten Erfolg für alle Seiten führen?

Sie haben die Veranstaltung verpasst?

Sehen Sie sich die Videoaufzeichnung mit den wichtigsten Erkenntnissen an:

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„Herzlichen Dank für die wertvollen Einblicke und den lebhaften Austausch!“

Teilnehmer der Atreus A·lounge

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Veranstaltung

Digital, MS Teams

1. Juli, 15:30 – 17:00 Uhr

Begrüßung und Vorstellung der Speaker und Diskutanten
Vortrag Dr. Jonas Steeger: “Cost-Cutting 2.0”
Vortrag Dr. Susann Brackmann und Dr. Alexander Jüchser: “Integrität in der Restrukturierung”
Gemeinsame Podiumsdiskussion der Speaker, Diskutanten, Gastgeber und Zuhörer:innen
Schlussworte und Verabschiedung

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Thema

Wie passen polarisierendes Verhalten und Interessen der Stakeholder, Feilschen untereinander, Budget Overrun in das Bild von Integrität und Nachhaltigkeit? Beteiligte an Restrukturierungen erwarten zu Recht ein hohes Maß an Integrität von den beauftragten Beratern. Zumal der Erfolg in schwierigen Situationen nur durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Partner erreicht werden kann. Wie können wir sicherstellen, dass die Forderungen nach einer möglichst hohen Übereinstimmung von Werten und Geschäftsethik in der Praxis auch tatsächlich umgesetzt werden? Wie stark tragen Integrität und das richtige Wertegerüst zum Erfolg einer Restrukturierung bei?

Wir werfen einen Blick auf die aktuelle Situation und beleuchten die wachsenden Anforderungen an ein neues Stil- und Wertebild in der Restrukturierung.

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Ihre Gastgeber

Dr. Christian Frank, Partner & Mitglied des Executive Board, Leiter der Solution Group Maschinen- & Anlagenbau

Dr. Christian Frank ist Mitglied des Executive Board. Sein Fokus sind Projekte und Programme in den Bereichen Restrukturierung und organisatorische Neuausrichtung, Change und Performance Management, M&A, Post Merger Integration und die interimistische Besetzung von Topmanagement-Positionen.

Tibor Reischitz, Direktor

Tibor Reischitz legt seinen Fokus auf die produzierende Industrie sowie den Automotive-Sektor. Die Zusammenarbeit mit Private Equity- & Private Debt-Gesellschaften, Banken und Familien ist ihm dabei bestens vertraut.

Review

Integrität in der Restrukturierung – Es geht um die Sache

Integrität in der Restrukturierung bedeutet wie sonst auch: Es geht um die Sache und nicht um Personen oder eine Einzeloptimierung. Integrität ist die Voraussetzung, Vertrauen in den Prozess und in die handelnden Personen zu schaffen. Ziel einer Restrukturierung ist es, ein Unternehmen mit einem zukunftsfähigen Geschäftsmodell, marktüblichen Margen und einer vernünftigen Eigenkapitalquote auszustatten. Damit dies erreicht werden kann, muss eine Restrukturierung von allen Beteiligten aktiv getragen werden. Alle müssen ihren Beitrag leisten. Dazu gehören unter anderem Banken, Beschäftigte, Lieferanten, Kunden und alle andere Stakeholder. Insofern ist Integrität der elementare Bestandteil einer erfolgreichen Restrukturierung.

Über 200 Teilnehmer verfolgten am 1. Juli den Roundtable “Integrität in der Restrukturierung” mit Referenten des Restrukturierungs-Softwareunternehmens Nordantech und der Kanzleien Hogan Lovells und LIESER Rechtsanwälte Partnerschaft mbB sowie der Beraterin, CRO und CFO Tamara Kaes. Sie waren begeistert von dem breiten inhaltlichen Spektrum, das die Referenten und Diskutanten dem Thema widmeten.

Atreus Direktor Tibor Reischitz moderierte den Roundtable und leitete die Podiumsdiskussion mit Fragen zur Umsetzung von Integrität, Cost Cutting 2.0, ESG, Toleranz gegenüber Entscheidern, der Rolle der Arbeitnehmervertreter und weiteren Aspekten.

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Lösungsorientierung aller Beteiligter als Erfolgsfaktor

Dr. Susann Brackmann, Rechtsanwältin & Counsel bei Hogan Lovells Hamburg, und Dr. Alexander Jüchser, Fachanwalt für Insolvenzrecht bei LIESER Rechtsanwälte Partnerschaft mbB, betonten die Lösungsorientierung aller Beteiligten als Erfolgsfaktor für eine gelungene Restrukturierung. Ausgangspunkt ist die Restrukturierung als eine Hochdrucksituation für Unternehmen, Mitarbeiter und involvierte Parteien. Der Marktdruck und die Belastung im Unternehmen selbst schaffen eine angespannte Ausgangssituation. Eine Distressed M&A, der Erwerb eines Unternehmens oder Unternehmensteils, die auf eine Insolvenz zusteuern oder bereits ein Insolvenzverfahren eröffnet haben, eröffnet Wettwerbern und Investoren Chancen, die auch mit Risiken verbunden sein können. Gerade in diesem Spannungsfeld sind Stilfragen das Element, das über die Integrität in einer Insolvenz entscheiden können. Dazu zählen Punkte wie :

Eintritt und Bleiben im Mandat “ohne Not”
Kontrahierungs-, Erwerbs- und Nutzungsverbot
Sitzverlegung
Tandems
Vergütung
oder im Extremfall auch unlautere Beratungspraxis

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Wie funktioniert effizientes Cost Cutting bei einer Restrukturierung?

Dr. Jonas Steeger, Co-Founder von Nordantech, stellte ein Cost Cutting anhand von quantitativen Daten mit dem Transformations-Tool Falcon vor. Die Software unterstützt dabei, Maßnahmen nachhaltig umzusetzen und mit Projektbaum, PPT-Reporting die Planung, Kontrolle, Fortschrittsüberwachung und Berichterstattung einfach umzusetzen. “Die aktuelle geopolitische Situation koinzidiert mit einer weiterhin massiv wirkenden Pandemie. Erneut scheinen strategische Ambitionen zu Gunsten vermeintlich kurzfristig wichtigerer Maßnahmen – und dabei insbesondere Kostenreduktionen – zurückgestellt zu werden”, so Dr. Jonas Steeger.

Der Trend zum Cost Cutting 2.0 besteht schon seit einiger Zeit. Und es werden wieder Kostensenkungen an den bekannten Fronten vorgenommen: Personal, Einkauf und Footprint. In der Regel kommen dabei um die 57 Prozent der geplanten Maßnahmen zur Umsetzung. Von geplanten Kostenreduktionen bleiben häufig aber gar keine Einsparungen oder effektiv maximal 30 Prozent übrig und das ist zu einem großen Teil auf Managementfehler bei der Zuordnung von Verantwortlichkeiten, bei mangelndem Involvement und bei mangelnder Transparenz zurückzuführen. Um dieser Effekterosion entgegenzuwirken sind drei Verhaltensweisen wichtig: 1. Mut zur Umsetzungsfreigabe. 2. Konsequentes Monitoring. 3. Commitment bis auf die unterste Ebene.

Die Problemstellungen sind den Unternehmen meist bekannt, aber dann dauert es immer etwas länger, sie zu beheben. “Wir alle wissen, wenn wir an einem Fall arbeiten, wird die Geschwindigkeit durch ständig neue Herausforderungen wie Corona, Engpässe in der Lieferkette usw. verlangsamt.”

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Schlüsselelemente für die Integrität in der Restrukturierung

Schlüsselelemente für die Integrität bei Umstrukturierungen sind Ehrlichkeit, offene und transparente Kommunikation, Zuverlässigkeit, Fairness, die eine gesunde Fehlerkultur zulässt, die Sachorientierung sowie die Diversität im Team. Wichtig ist, dass es um die Sache geht und nicht um Personen. Eine Restrukturierung gelingt nur, wenn alle Beteiligten erhobenen Hauptes daraus hervorgehen können und keine Win-Loose-Situation entsteht. Auffällig ist zudem, dass die Restrukturierungsbranche immer noch stark von Männern dominiert wird. Die Diskutanten sind sich einig, dass eine wichtige Voraussetzung für nachhaltigen Restrukturierungserfolg auch darin besteht, die beteiligten Teams vielfältiger und breiter aufzustellen.

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Welche Rolle spielen Mitarbeitervertretungen in der Restrukturierung?

Dr. Alexander Jüchser berichtet von seinen positiven Erfahrungen, die er mit den Arbeitnehmervertretern gemacht hat. Der Vorteil sei, dass die Mitarbeiter das Unternehmen und seine Schwachstellen aus interner Sicht sehr gut kennen, sich viele Gedanken zur Optimierung gemacht haben und viel positiven Input einbringen können. Voraussetzung sei, dass Unstimmigkeiten aus der Vergangenheit ausgeräumt werden und die Umstrukturierung transparent umgesetzt wird. Integrität in der Zusammenarbeit zahlt sich hier besonders aus: Es dürfen keine falschen Hoffnungen geweckt werden und Versprechen müssen eingehalten werden, sonst ist Frustration bei den Arbeitnehmervertretern geradezu vorprogrammiert.

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Good Corporate Citizenship bei Restrukturierungen und Sanierungen

Als Best Practice für “Good Corporate Citizenship”, die das allgemeine Vertrauen in die Branche stützen, dienen:

Verantwortung für Fehler zu übernehmen
gesetzliche Vorgaben und globale ethische Standards einzuhalten
Eine ethische Abwägung zwischen kurzfristigen Gewinnen und dem langfristigen Wachstum (Primary vs. Second level consequences) vorzunehmen
eine Win-Win-Situation für alle Stakeholder zu schaffen

Als Basis auf persönlicher Ebene für Unternehmenslenker und Interim Manager bedeutet das, Werte hochzuhalten wie Aufrichtigkeit, Empathie, Zuverlässigkeit, Fairness und die Bereitschaft zu inklusivem Verhalten.

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Was ist der wirtschaftliche Nutzen von Integrität?

Qualität setzt sich langfristig durch und eine schlechte Reputation führt zum Ausschluss aus dem Markt. Für die Talentgewinnung ist Integrität ein zentraler Faktor. Insbesondere die Generation Z setzt einen großen Fokus auf nachhaltiges und wertebasiertes Verhalten.

Führt in der Restrukturierungsbranche fehlende Integration zu einer Selbstregulierung mit Marktausschluss?

Es herrscht eine hohe Transparenz im Markt. Die Beteiligten kennen sich üblicherweise und treffen sich immer wieder. Das hat einen großen Einfluss auf das Verhalten von Restrukturieren, CROs, Manager, Restrukturierungsanweälte und weitere Stakeholder.

Unsere Speaker und Diskutanten

Dr. Jonas Steeger unterstützt als Co-Founder von Nordantech Private Equity-Firmen und Unternehmen bei ihren Strategie- und Restrukturierungsprojekten.

Dr. Steeger leitet die Bereiche Customer Success und Data Science bei Nordantech. Er vereint in seinem Team Support, Kundenbetreuung, Forschung und Entwicklung. Daten sind seine große Leidenschaft und inspirieren ihn kontinuierlich dazu, eigene Untersuchungen in den Gebieten Transformation und Turnaround zu unternehmen

Dr. Susann Brackmann ist Rechtsanwältin | Counsel im Hamburger Büro von Hogan Lovells International LLP

Sie berät national und international tätige Unternehmen im deutschen und internationalen Insolvenzrecht, bei komplexen finanziellen und gesellschaftsrechtlichen Restrukturierungen sowie an Schnittstellen zum Gesellschaftsrecht.

Ihr Schwerpunkt liegt in der Beratung von Distressed M&A-Transaktionen sowie Krisensituationen, insbesondere im Zusammenhang mit grenzüberschreitenden, gerichtlichen und außergerichtlichen Restrukturierungen, einschließlich des neuen Restrukturierungsrechts (StaRUG). Zudem berät Dr. Susann Brackmann bei der Abwehr und Durchsetzung von Insolvenzanfechtungsansprüchen oder sonstigen Rechten von Insolvenzgläubigern oder Insolvenzverwaltern im Zusammenhang mit laufenden Insolvenzverfahren und sonstigen Krisensituationen.

Dr. Susann Brackmann ist Mitglied des Beirats der Jungen Insolvenzrechtler der ARGE Insolvenzrecht und Sanierung im Deutschen Anwaltverein, des Gesellschaft für Restrukturierung TMA Deutschland e.V., des Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V. sowie des Distressed Ladies – Women in Restructuring e. V.

Dr. Alexander Jüchser ist Partner der LIESER Rechtsanwälte Partnerschaft mbB, Koblenz.

Er ist Fachanwalt für Insolvenzrecht und Wirtschaftsmediator (EBS). Dr. Jüchser wird als Restrukturierungsbeauftragter, Sanierungsmoderator, (vorl.) Sach- und (vorl.) Insolvenzverwalter im Südwesten Deutschlands regelmäßig bestellt.

Sein Fokus liegt auf der Unternehmenssanierung in strukturierten Verfahren und der Herausarbeitung interessensbasierter Lösungen. Er hat im europäischen Kartellrecht promoviert und verfügt über besondere Expertise im europäischen Beihilfenrecht und seine Auswirkungen auf Insolvenzverfahren.

Dr. Alexander Jüchser ist Mitglied des Vorstandes des Bundesverbandes Mediation in Restrukturierung und Insolvenz e.V. Er ist zudem Mitglied der Gesellschaft für Restrukturierung TMA Deutschland e.V., des NIVD und der ARGE Insolvenzrecht und Sanierung im Deutschen Anwaltsverein.

Tamara Kaes ist Managing Partner Restructuring Corporate Recovery | CRO | CFO | Beirätin bei der Kaes und Kollegen GmbH

Tamara Kaes hat sich nach Tätigkeiten als Wirtschaftsprüferin und langjährige CFO im Mittelstand vor zehn Jahren auf die Restrukturierung von Unternehmen in Krisensituationen fokussiert. Sie begleitet dabei die Unternehmen als externe Beraterin, Gutachterin und als CRO und CFO vor Ort. Daneben ist Tamara Kaes als Beirätin und ehrenamtlich als Handelsrichterin beim Landgericht Hamburg sowie in mehreren Verbänden wie dem Fachverband Sanierungs- und Insolvenzberatung des BDU e. V., im IDW – Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e. V. und im VdU – Verband deutscher Unternehmerinnen e.V. aktiv.

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