Atreus Macher:innen – Episode 4

Ingrid Lohse: Ich bin nicht für Geschlechterklischees.

Eva von Rottkay von Atreus im Gespräch mit der erfahrenen Interim Managerin Ingrid Lohse. Die beiden sprechen über Erfahrungen und Einsichten zum Thema Frauen in Führungspositionen, diskutieren die Herausforderungen und Chancen für weibliche Managerinnen – und die Bedeutung von Talentförderung, unabhängig vom Geschlecht. Ein spannendes Gespräch mit der Erkenntnis, dass wir Geschlechterklischees überwinden und echte Diversität in der Unternehmensführung fördern müssen.

Eva von Rottkay im Gespräch mit Ingrid Lohse

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Eva von Rottkay: Heute begrüße ich zum Thema Frauen im Management Frau Ingrid Lohse. Hallo Ingrid. 

Ingrid Lohse: Hallo. Wie geht es dir? 

Eva von Rottkay: Mir geht es jetzt sehr gut, weil wir jetzt endlich unser Interview machen können. Freue mich sehr darüber. Bevor wir in die Fragen einsteigen, möchte ich dich unseren Zuhörern kurz vorstellen. Ingrid Lohse ist seit über 30 Jahren im Bereich Vertrieb, Marketing und Geschäftsführung in verschiedenen Branchen aktiv. Seit 2015 ist sie im internen Management tätig und hat vieles bewegt, insbesondere in Bezug auf Führungsrollen bei Frauen. …

Ingrid Lohse
Interim Managerin
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„Im Interim Management ist man richtig, wenn man Abwechslung mag und keine Scheu hat, neue Menschen und Themen kennenzulernen.“

Ingrid Lohse
Interim Managerin

Eva von Rottkay: … Sie ist bei der Caramba Holding die erste Frau in der Rolle der Vorsitzenden der Geschäftsleitung, was deutliche Spuren hinterlassen hat. Über sie wird gesagt, dass sie eine starke Führungspersönlichkeit ist, der man sehr viel Vertrauen entgegenbringen kann und dass sie eine sehr gute Zuhörerin ist. Sie selbst sagt über sich, dass sie Verschwendung jeglicher Art hasst, gerne den Advocatus Diaboli spielt und ihre Mitarbeiter herausfordert. In ihrer Freizeit reist sie gerne mit ihrem Mann, genießt gutes Essen und vergisst dabei auch den Sport nicht. Herzlich willkommen noch einmal und wenn es okay ist, würden wir jetzt in die Fragen einsteigen. 

Ingrid Lohse: Auf jeden Fall, vielen Dank für die Einladung. Es ist klasse, dass wir über dieses Thema sprechen können. 

Eva von Rottkay: Wie bist du ins Interim Management gekommen? 

Ingrid Lohse: Der Einstieg war geplant. Ich hatte immer vor, mich im letzten Drittel meiner beruflichen Karriere selbstständig zu machen. Ich habe mich vorher über Interim Management informiert und mit mehreren Personen gesprochen. Jeder bestätigte mir, dass meine Erfahrungen im Mittelstand und in Konzernen und in verschiedenen Rollen national wie international mich dafür prädestinieren. Es ist für mich normal, Strategien zu entwickeln, aber ich kreiere nicht nur PowerPoints und Ideen, sondern setze diese auch um. Das macht den Interim Manager aus, und daher war es ein gutes Match. 

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Eva von Rottkay: Das klingt nach einem Unterschied zwischen Interim und Beratung. 

Ingrid Lohse: Genau. Man muss auch die Ärmel hochkrempeln. Im Interim Management ist man richtig, wenn man Abwechslung mag und keine Scheu hat, neue Menschen und Themen kennenzulernen. In meiner beruflichen Karriere im Konzern habe ich alle zwei Jahre etwas anderes gemacht, was mir viel Spaß gemacht hat. Als Interim Manager kann man verschiedene Rollen übernehmen und ist immer mittendrin, ohne sich in Politik aufzureiben. Man darf oft Wahrheiten aussprechen, die sonst nicht gesagt werden dürfen. 

Eva von Rottkay: Arbeitest du denn anders als Männer im gleichen Feld? Oder siehst du da keine Unterschiede? 

Ingrid Lohse: Ich bin nicht für Geschlechterklischees, sondern wünsche mir, dass wir die Person sehen und nicht fragen: Frau oder Mann? Und gleichzeitig habe ich oft erlebt, dass sich die Atmosphäre ändert, wenn ich als einzige Frau in ein Team komme. Es wird oft konstruktiver und lösungsorientierter kommuniziert. In einem Mandat, in der ich Geschäftsführerin wurde, nahm mich irgendwann ein Vertriebsdirektor zur Seite und sagte, am Anfang wäre er nicht so überzeugt gewesen, eine Frau als Geschäftsführer zu holen. Aber es sei gut gewesen, da dies die Atmosphäre anders gemacht habe und da sie mich nicht als “Gegner” wahrgenommen hätten. Das zeigt schon, dass Frauen Strukturen anders beeinflussen und zu einer Win-Win-Situation beitragen können. 

Eva von Rottkay: Was tust du denn ganz konkret für Frauen und deren Entwicklung? 

Ingrid Lohse: Für mich geht es um Talentförderung, unabhängig vom Geschlecht. Ich liebe es, junge Menschen zu fördern, und gebe ihnen Verantwortung on the job. Ich hoffe, immer Manager und Auftraggeber zu finden, die bereit sind, jungen Talenten, besonders Frauen, viel Verantwortung zu geben, damit sie sich selbst beweisen können. Und ich stehe allen, die ich bisher unterstützt habe, auch danach weiterhin als Ansprechpartner zur Verfügung. 

Ingrid Lohse
Interim Managerin
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„Ich bin nicht für Geschlechterklischees, sondern wünsche mir, dass wir die Person sehen und nicht fragen: Frau oder Mann?“

Ingrid Lohse
Interim Managerin

Eva von Rottkay: Welche Situation, bei der Du spezifisch in Deiner Rolle als Frau herausgefordert wurdest und sie mit Bravour gelöst hast, ist Dir am stärksten in Erinnerung geblieben? 

Ingrid Lohse: Ich hatte immer Glück mit meinen Chefs und Teams. In meinem ersten Job bei Kimberley Clark Professional wurde mein Chef von einem Wettbewerber gefragt, wie er denn die Stelle mit einer Frau besetzen könne. Er antwortete einfach, dass ich es ihm schon zeigen würde. Wir sind nicht unbedingt die besten Freunde geworden, der Wettbewerber und ich. Aber das ist jetzt auch schon 25 Jahre her. Ich glaube, das gibt es aber auch heute noch immer wieder mit: Bist du sicher, dass eine Frau das schaffen kann? Und das ist so schade, denn man sollte ja den Menschen sehen und seine Fähigkeiten bewerten, statt Vorurteile zu haben. 

Eva von Rottkay: Was würdest du dir denn künftig für weibliche Managerinnen wünschen? 

Ingrid Lohse: Wir sollten uns als erstes von der Frage distanzieren, ob jemand eine Frau oder ein Mann ist, und stattdessen das tatsächliche Talent sehen. Es geht darum, das Talent für das Unternehmen zu nutzen und weiterzubringen. Und wir brauchen mehr Flexibilität in Arbeitsmodellen, um Talente bestmöglich einzusetzen. So bekommen wir mehr Managerinnen in den Pool – denn gerade auf höheren Ebenen ist der aktuell noch zu klein. 

Eva von Rottkay: Vielen Dank für deine Zeit und die interessanten Einblicke. 

Ingrid Lohse: Sehr gerne. 

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