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Expertentalk

Erfolgreiche Transformation in der Chemieindustrie

Expertentalk mit Atreus Advisor Stephan Sielaff

Stephan Sielaff, Advisor bei Atreus, diskutiert im Gespräch mit Sabine Brunthaler die Schlüsselstrategien einer erfolgreichen Transformation in der Chemiebranche. Er hebt die Bedeutung eines holistischen Ansatzes hervor, betont Finanzkennzahlen wie EBITDA und Free Cashflow sowie Maßnahmen zur Kosteneffizienz und Marktanpassung.

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Stephan Sielaff
Atreus Advisor
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„Meine Erfahrung mit Atreus und Interim Management war: Es ist sehr schnell, es ist sehr wirksam und es ist emotional sehr effizient.“

Im Folgenden finden Sie eine Abschrift des Expertentalks, die aus Gründen der Deutlichkeit bearbeitet wurde.

Sabine Brunthaler: Willkommen beim heutigen Atreus Expertentalk. Mein Name ist Sabine Brunthaler. Ich bin bei Atreus unter anderem Direktorin für den Chemiebereich. Transformation, unser heutiges Thema, ist aktuell in aller Munde. Doch was ist das genau, was gilt es zu beachten? Dazu befragen wir heute Stephan Sielaff, den ich an dieser Stelle ganz herzlich begrüßen möchte.

Stephan Sielaff: Hallo, Frau Brunthaler.

Sabine Brunthaler: Herr Sielaff ist Advisor bei Atreus und bringt viele Jahre Erfahrung in der Spezialchemikalien-, Textil- und Konsumgüterindustrie mit. Zuletzt als CEO der Lenzing AG tätig, hat er nach einem Abschluss in Chemietechnik TU Dortmund auch in Marketing, Vertrieb und Operations gearbeitet. Herr Sielaff, Sie haben kommerzielle Transformation und operativer Exzellenz im Private Equity, aber auch im börsennotierten Unternehmen vorangetrieben. Woran messen Sie eine erfolgreiche Transformation? Und was ist Ihr Rezept dafür, dass sie gelingt?

Stephan Sielaff: Eine gute Frage, Frau Brunthaler. Eine Transformation muss man immer im Einzelfall, von Unternehmen zu Unternehmen bewerten. Grundsätzlich ist eine Transformation ja nicht das, was wir unter kontinuierlicher Verbesserung, also ein bisschen mehr von dem, bisschen weniger von dem, verstehen, sondern wir nehmen ein Unternehmen und transformieren es. Und das ist immer ein holistischer Ansatz, bei dem es um Value Creation geht, Werte schaffen. Das kann ein EBITDA Impact sein, das kann ein Cash sein. Und daraus, je nach Unternehmen, ergibt sich dann auch die Zielgröße. Was muss beziehungsweise möchte ich erreichen? Und das sind in der Regel Finanzkennzahlen. Und diese Kennzahlen nehme ich dann auch als Zielgröße. Das Ziel einer Transformation ist dann sehr individuell, das kann zum Beispiel die Verbesserung des Free Cashflows sein, das kann aber auch das EBITDA, beides, sein. Also, das hängt vom einzelnen Unternehmen ab. Was ist dann mein Rezept? Also grundsätzlich immer holistisch rangehen. Ich habe schon oft den Begriff Transformation im Zusammenhang von reinen Kosten, Einsparprogramm gehört. Das ist für mich keine Transformation. Eine Transformation betrachtet sich wirklich von der Top-Line bis zur Bottom-Line alle Elemente an und entscheidet dann, was das Richtige ist, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern.

Stephan Sielaff
Atreus Advisor
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„Eine Transformation muss man immer im Einzelfall, von Unternehmen zu Unternehmen bewerten. Grundsätzlich ist eine Transformation ja nicht das, was wir unter kontinuierlicher Verbesserung, also ein bisschen mehr von dem, bisschen weniger von dem, verstehen, sondern wir nehmen ein Unternehmen und transformieren es.“

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Sabine Brunthaler: Vielen Dank. Welche Erfahrungen sind dann Ihres Erachtens in der Chemiebranche besonders wichtig?

Stephan Sielaff: Also, zunächst einmal ist die Markterfahrung sehr wichtig. Und eigentlich ist Markt falsch, sondern ich muss die Märkte sagen. Da gibt es einerseits meinen Absatzmarkt, also ich produziere eine Chemikalie XY. Ich muss verstehen, was sind die Markttreiber, was macht mein Unternehmen erfolgreich, was hindert es, noch erfolgreicher zu sein. Und dann gibt es für die meisten Unternehmen natürlich auch die Einsatzseite. Das heißt, von welchen Rohstoffen bin ich abhängig, von welcher Energiequelle bin ich abhängig. Das muss ich als erstes mal verstehen. Dann muss ich verstehen, was sind meine kompetitiven Vorteile. Habe ich gegenüber der Konkurrenz einen Vorteil? Ja, nein. Also, habe ich eine Commodity oder habe ich auch eine Speciality? Der dritte Erfahrungsschatz, den ich haben sollte, ist zu verstehen, wie die Kostenstruktur des Unternehmens funktioniert. Also, was sind die Kostentreiber? Ist Energie wichtig? Ist der Einsatz des Personals wichtig oder habe ich einen vollautomatisierten Prozess? Dabei ist auch zu beachten, ich habe einerseits die Herstellkosten, also ich stelle ein Produkt her, aber ich habe auch die Verwaltungskosten, SG&A-Kosten. Das ist sehr wichtig. Der vielleicht sogar entscheidende Teil ist dann noch, aber der ist nicht entscheidend nur für die chemische Industrie, ich glaube für jede Transformation, zu verstehen, was bedeutet das für ein Unternehmen emotional? Was bedeutet das für eine einzelne Abteilung, wenn ich sie transformiere? Also, dafür ein Verständnis zu haben, sodass ich auch ein Momentum im gesamten Unternehmen erzeuge, was in die richtige Richtung geht, ist entscheidend für den Erfolg.

Sabine Brunthaler: Danke, also sehr vielschichtig. Sie hatten mir im Vorfeld dieses Interviews gesagt, alles ist EBITDA-getrieben. Was meinten Sie damit?

Stephan Sielaff: EBITDA ist oft der Anfang von einer Transformation, dass man sagt, wir müssen zunächst einmal den EBITDA stärken. Es ist aber niemals oder in den seltensten Fällen die einzige Kerngröße. Der EBITDA kann positiv beeinflusst werden durch diverse Maßnahmen, das heißt noch lange nicht, dass zum Beispiel mein Free Cashflow dann sich auch in die richtige und um die richtige Größenordnung bewegt. Das heißt, EBITDA ist schon entscheidend, muss aber im Einzelfall gar nicht die entscheidende Größe sein. Aber ohne EBITDA Improvement habe ich persönlich noch keine Transformation erlebt. Also, das ist eine entscheidende Kerngröße, aber niemals die alleinige.

 

Stephan Sielaff
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„EBITDA ist oft der Anfang von einer Transformation, dass man sagt, wir müssen zunächst einmal den EBITDA stärken. Es ist aber niemals oder in den seltensten Fällen die einzige Kerngröße. Der EBITDA kann positiv beeinflusst werden durch diverse Maßnahmen, das heißt noch lange nicht, dass zum Beispiel mein Free Cashflow dann sich auch in die richtige und um die richtige Größenordnung bewegt.“

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Sabine Brunthaler: Welche Maßnahmen sehen Sie dann in diesem Zusammenhang? Welche konkreten Maßnahmen sollen dann getroffen werden?

Stephan Sielaff: Ja, wie gesagt, dann sind wir wieder beim Ziel. Und was ist das Ziel der Transformation? Beim EBITDA ganz klar der holistische Ansatz. Also ich fange mal vorne an bei der Top-Line. Schau dir deine Märkte an. Schau dir an, wo du wachsen kannst. Schau dir an, wo du vielleicht auch keinen profitablen Umsatz hast. Also, einen Umsatz, der sich zwar auf die Top-Line auswirkt, aber ehrlich gesagt beim EBITDA vielleicht sogar einen negativen Einfluss hat. Wie kann ich hier noch besser steuern, dass ich profitablen Umsatz generiere? Dann gucken Sie sich die Kostenseite an. Das heißt, wie kann ich meine Herstellkosten optimieren? Da gibt es diverse Möglichkeiten. Ich muss die Prozesse verstehen. Da sind wir wieder zurück bei den Kostentreibern. Ich kann dann Maßnahmen natürlich auch treffen zur Flexibilisierung. Sprich, ich kann eine Relokation von Produktion erzeugen, weil ich zum Beispiel an einem anderen Standort Energie oder Personal oder Know-how günstiger sourcen kann. Ich kann flexibilisieren, was mein Produktportfolio angeht. Habe ich Produkte, wo ich sage, ich muss schneller hin und her schalten von A auf B auf C oder kann ich die Laufzeit länger laufen lassen? Das sind diverse Maßnahmen. Wenn wir dann in Richtung Cash gucken, gibt es darüber zusätzliche Maßnahmen, die vielleicht gar nicht so EBITDA-relevant sind, aber Cash-relevant sind. Also Maßnahmen zur Investitionssteuerung, Maßnahmen zur Steuerung der DSOs und DPOs, also Zahlungsziele bei entweder Kunden oder Lieferanten. Und natürlich das große Thema S&OP. Das heisst, wie optimiere ich eigentlich meinen Lagerbestand durch eine perfekte Planung meiner Produktions- oder Wertschöpfungsprozesse?

Sabine Brunthaler: Also EBITDA und Cash, beides wichtig. Möchten Sie dazu noch etwas ergänzen, warum man auch unbedingt Cash braucht und so viele auch von der Bedeutung von Cash sprechen?

Stephan Sielaff: Gut, in vielen Fällen ist Cash eine sehr entscheidende Größe. Man muss auch schauen, ich sage bei Transformationen ist auch wichtig zu verstehen, was ist jetzt wichtig und was ist dringend. Die Dringlichkeit bei Unternehmenstransformationen wird oft vom Cash getrieben. Das heißt, ich brauche vielleicht eine Refinanzierung. Ich habe in Summe ein Cashflow-Problem in meinem Unternehmen. Das heisst, da muss ich dann sehr schnell entscheiden, was ist jetzt dringend und was ist wichtig. So und bei den Cash-Maßnahmen und den EBITDA-Maßnahmen ist es leider nicht so, dass alles was EBITDA-positiv ist, unbedingt einen positiven Einfluss auf den Cash hat. Einfaches Beispiel: Sie haben einen chemischen Prozess, den lassen Sie vier Stunden laufen, erzeugt 1000 Kilo eines Produkts A. Dann kommt jemand auf die Idee zu sagen, Mensch, lasst uns den noch sechs Stunden laufen lassen, dann haben wir 1500 Kilo und müssen dann nur einmal reinigen, etc. Das heißt, die Kosten pro Kilogramm fürs Produkt gehen runter, der EBITDA wird positiv beeinflusst, hurra. Gleichzeitig haben Sie damit aber auch dann eventuell zu hohen Lagerbestand. Das heisst, Sie binden Ihren Cash. Das war in den vergangenen Jahren schon wichtig, das optimal zu steuern. Heute behaupte ich, es ist essentiell, denn Geld ist teurer geworden. Das heisst, Zinssätze, Interest-Rates gehen hoch und Ihr Networking Capital ist entscheidend. Von daher ist das eine Kernaufgabe, gerade auch in der Zielfindung und Orientierung der Transformation zu verstehen, was ist mein Ziel? Wo drückt dem Unternehmen der Schuh? Und welche Maßnahmen funktionieren wie? Und es ist leider nicht immer so, dass Maßnahmen alle Zielgrößen gleichzeitig positiv beeinflussen. Das wäre dann etwas zu einfach.

Sabine Brunthaler: Danke vielmals. Sie haben ja als CEO von Lenzing bereits persönliche Erfahrungen mit Atreus gemacht. Welchen Mehrwert kann Ihres Erachtens ein Interim-Beratungsunternehmen bei einer Transformation bieten?

Stephan Sielaff: Ich bin ganz ehrlich, Frau Brunthaler. Ich stand Interim Management skeptisch gegenüber. Ich muss zugeben, ich musste meine Meinung komplett revidieren. Sie haben bei Interim Management, wenn es richtig eingesetzt ist, diverse Vorurteile. Also erstens mal sind Sie schnell. In unserem konkreten Fall hatten wir einen Bedarf im Bereich Finanz, den wir schnell mit Expertise füllen wollten. Das Zweite ist, Sie bekommen Erfahrung. Die Erfahrung, die wir damals aus dem Hause Atreus bekommen, waren Mitarbeiter, die das gleiche Problem schon mehrfach gelöst haben. Wenn Sie im eigenen Unternehmen nach jemandem suchen, dann haben Sie Glück, wenn er es einmal schon gemacht hat. Aber da haben Sie den Vorteil, Sie kriegen jemanden, für den das das Normalste der Welt ist, und der ist nicht geschockt. Das Dritte und vielleicht Entscheidende ist auch die emotionale Distanz. Also wir wollen eine Transformation erzeugen. Und wenn Sie das mit der eigenen Abteilung machen wollen, müssen Sie alte Zöpfe abschneiden, alte Prozesse abschneiden. Müssen vielleicht sogar das, was Sie selber entwickelt, erfunden und implementiert haben über Jahre, müssen Sie ad acta legen und etwas Neues machen. Das ist emotional vom Change-Management sehr sehr schwer. Wenn Sie dort jemanden haben, der neutral herankommt, der keine Historie hat, der das neutral beobachtet, der auch keine Aktien hat im Sinne von, na ja, wenn ich die Veränderung mache, was bedeutet das für meine Karriere später? Dann ist das ein riesiger Vorteil. In Summe, meine Erfahrung mit Atreus und Interim Management war, es ist sehr schnell, es ist sehr wirksam und es ist emotional sehr effizient.

Sabine Brunthaler: Freut mich, das hätte ich nicht besser zusammenfassen können. Ja, ich möchte an dieser Stelle Ihnen, Herr Sielaff, ein ganz herzliches Dankeschön aussprechen für die wertvollen Einblicke. Und Ihnen, liebe Zuschauer, für Ihre Aufmerksamkeit danken. Transformation wird für uns alle weiterhin zentral sein, nur müssen dabei, wie wir auch heute gehört haben, konkrete Ziele, Maßnahmen und Umsetzung im Fokus stehen. Denn nur so können wir die gewünschten Ergebnisse auch erzielen. Ich hoffe, wir konnten Ihnen heute ein paar hilfreiche Impulse dafür geben, alles Gute Ihnen.

Stephan Sielaff: Vielen Dank auch von meiner Seite für die Aufmerksamkeit.

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