

7. Innovationslounge Digital
KI braucht Robotik & Robotik braucht KI
Wissenschaft und Management im Dialog
In Zusammenarbeit mit Fraunhofer Alumni: Strategische Anwendungen von KI und Robotik
24. Juli 2025
Die Verschmelzung von Künstlicher Intelligenz und Robotik verändert Wertschöpfungsketten, Geschäftsmodelle und ganze Branchen – schneller und tiefgreifender als je zuvor. Die Innovationslounge Digital am 24. Juli 2025 widmete sich der wechselseitigen Verstärkung von Künstlicher Intelligenz und Robotik und ihrem strategischen Nutzen für Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft. Expert:innen aus Forschung und Praxis beleuchteten Chancen, Risiken und Zukunftsszenarien – von Simulationen im „industriellen Metaverse“ über modellfreies Greifen bis zu Fragen gesellschaftlicher Akzeptanz, Regulierung und geopolitischer Abhängigkeiten.
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Mehr Informationen„KI ist mehr als eine technologische Erweiterung. Sie ist ein Katalysator für die digitale Transformation.“
Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Diskussion in 9 Thesen:
1. KI ist Treiber der digitalen Transformation.
Fraunhofer-Vorstand Prof. Dr. Axel Müller-Groeling betont, dass KI längst mehr sei als ein Optimierungswerkzeug: „Sie ist ein Katalysator für die digitale Transformation.“ Entscheidend sei das Zusammenwirken mit Robotik, um Anwendungen zu ermöglichen, die rein mechanisch nicht umsetzbar wären. Moderne Systeme wandelten sich von „starren Maschinen“ zu „autonomen Systemen, die aus Erfahrung lernen und komplexe Handlungen selbstständig ausführen können.“ Deutschland und Europa verfügten mit Maschinenbau-Know-how, proprietären Daten und KI-Expertise über Wettbewerbsvorteile – müssten aber strategisch handeln, um technologische Unabhängigkeit zu sichern: „Die Diskussion um europäische KI-Souveränität ist nicht akademisch, sie ist aktuell und dringlich.“ Müller-Groeling verweist auf die Gefahr, dass Einschränkungen im transatlantischen Austausch den Vorsprung gefährden könnten.
2. Der Schlüssel zum Erfolg: Flexibilität statt Massenautomatisierung.
Richard Bormann leitet ein Forschungsteam am Fraunhofer IPA. Er beschreibt den Wandel der Produktions- und Logistikprozesse: „Heutzutage haben wir kleine Volumina bei gleichzeitig hohem und variantenflexiblem Produktmix.“ Klassische Hardwarelösungen stießen hier an ihre Grenzen, weshalb KI-Lösungen unverzichtbar seien. Das Ziel dabei: Prozesse flexibel automatisierbar halten und zugleich effizient umsetzen. Durch physikalische Simulationen im industriellen Metaverse könne man „das System durch Simulation sich selbst einrichten lassen und dann direkt auf dem echten Maschinenprozess einsetzen.“ So würden Stillstandszeiten reduziert und die Anpassungsfähigkeit bei Produktwechseln erhöht. Wichtig sei auch die einfache Bedienbarkeit: „Ich möchte das möglichst einfach als Werker umstellen können, ohne den Experten anzurufen.“
3. Simulation und KI verkürzen Entwicklungszyklen.
Bormann hebt hervor, dass vollständig mit simulierten Daten trainierte Systeme „in Realität sofort funktioniert“ hätten – auch in ungeplanten Szenarien. Modellbasiertes Greifen nutze CAD-Daten, modellfreies Greifen hingegen handle unbekannte Objekte allein anhand von Sensordaten. Der Trend gehe klar zum „universellen Vielzweck-Roboter für Handel und Produktion“. Norbert Elkmann, Abteilungsleiter Robotersysteme am Fraunhofer IFF, ergänzt: „Der Roboter muss Erfahrungswissen sammeln können.“ Simulationen erlaubten realistische Tests, ohne teure Prototypen zu bauen. „Eine solche Simulation dauert einen halben Tag mit 1.000 Robotern, das geht relativ schnell.“ Bormann und Elkmann betonen, dass KI-gestützte Simulationen den Weg zur autonomen Handlungsfähigkeit ebnen.
4. Menschliche Akzeptanz entsteht durch Bioinspiration.
Leon Valentin Siebel-Achenbach vom Fraunhofer IML erläutert, warum der Fraunhofer-Transportroboter evoBOT® gezielt bio-inspirierte Elemente nutzt: „An bio-inspiriert geht im Grunde nichts vorbei, gerade in der menschlichen Interaktion.“ Humanoide mit 16 Freiheitsgraden seien für viele industrielle Anwendungen „völlig over-engineered, unfassbar teuer und im Grunde nicht anwendbar.“ Stattdessen setze man auf spielerisches Design und Bewegungen, die „überhaupt keine Hemmungen, keine Angst“ erzeugten. Der evoBOT® habe „weit über 150 Millionen Klicks erreicht – das zeigt, dass wir coole, spannende Sachen machen können.“ Internationale Auftritte führten zu Kooperationen, etwa in Korea, wo Regelungen und Gesetzgebungen angepasst würden, um Innovation zu fördern.
9. KI braucht Robotik – und umgekehrt
Für Norbert Elkmann ist Robotik die Königsdisziplin, um KI zu demonstrieren: Es ist besser, wenn der Roboter Aktion zeigt als wenn eine KI juristische Texte analysiert oder in einem Bild eine Katze entdeckt.“ Bormann ergänzt: „Wenn KI wirklich die Welt verstehen soll, muss sie auch Physik verstehen, Erfahrungswissen verarbeiten.“ Hentschel ergänzt praktische Beispiele: Ein Gabelstapler mit Sensorik könne durch KI sukzessive dazulernen. Bormann stellte zugleich infrage, ob es ein end-to-end Foundation Model brauche, das alles weiß – oft genüge es, spezialisierte Module zu kombinieren. Die Kombination aus physischer Interaktion und KI-gestützter Verarbeitung wird den größten Mehrwert schaffen, sind sich die Experten einig.
Unsere Speaker
Whitepaper
Robotik und KI: Die Zukunft von Wirtschaft und Industrie
Robotik und künstliche Intelligenz transformieren Geschäftsmodelle, automatisieren Prozesse und beschleunigen Innovation. Unternehmen, die diese Technologien gezielt einsetzen, erhöhen Effizienz, senken Kosten und sichern sich in Märkten einen Vorsprung.
Podcast
Mission: Machen! – Episode 28
Prof. Dr. Norbert Elkmann und Helmut Schmid sind beide Robotik-Pioniere. Im Podcast skizzierend die beiden die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen in der Robotik und Automatisierung. Sie diskutieren technologische Trends, regulatorische Hürden, den Einfluss von KI sowie die Bedeutung von Innovationskultur und interdisziplinärer Zusammenarbeit. Praxisbeispiele …
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