Markteinschätzung Stefan Randak zur Automobilindustrie Mai 2022Markteinschätzung Stefan Randak zur Automobilindustrie Mai 2022 16 zu 9

Executive Summary

IAA Mobility als Spiegel einer Branche im Umbruch

von Stefan Randak

Die IAA Mobility in München zeigt: Die globale Leitmesse-Rolle ist verloren, doch sie spiegelt den tiefen Umbruch der Branche. Während westliche Hersteller technologisch wieder aufholen, verschiebt sich die Produktionslandkarte rasant nach Osteuropa – mit weitreichenden Folgen für Wettbewerbsfähigkeit und Standortstrategie.

Eine Executive Summary von Stefan Randak, Atreus Partner und Leiter Automotive & Mobility

Die IAA Mobility in München ist vorüber

Zeitgleich dürfen die Automobilmanager auf Ihre Halbjahreszahlen blicken. Wie aus einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervorgeht, halbierte sich der operative Gewinn (EBIT) der 19 größten Autobauer, in diesem Jahr, nahezu (Minus 49,2 %). Von Januar bis Juni lag er bei 42,8 Mrd. Euro, nach 84,3 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum.

Der Umsatz? Stagnierte in Summe.

Wenngleich die etablierten Autoindustrie in einer großen Krise steckt, bot die IAA Mobility in München durchaus Hoffnung für die gebeutelte Branche. Die Fahrzeuge der westlichen Anbieter haben deutlich aufgeholt, sind vielfach auf Augenhöhe mit den östlichen Konkurrenten, insbesondere im Hinblick auf Car Connectivity, Fahrassistenzsysteme und elektrischen Reichweiten. BMW mit dem neuen iX3 (erstes Fahrzeug der “Neuen Klasse”), sowie MERCEDES mit dem neuen GLC zeigen auf, wo die gute Reise hingehen könnte.

Ein erster Blick auf den kommenden E-Cayenne von Porsche zeigte sogar die Möglichkeit des induktiven Ladens auf.

Keine Überraschungen aus China

Wenngleich die chinesischen Anbieter zahlreich zugegen waren, so boten sie doch keine wesentlichen Überraschungen. Ihre Herausforderung liegt nun darin, in die westlichen Märkte einzudringen und hier nachhaltig Fuß zu fassen. Stella Li, Executive Vice Präsidentin von BYD, erklärte hierzu auf der IAA: “Wir werden bis Ende des Jahres 120 Händlerverträge abschließen, von denen mehr als 100 aktiv in den Markt gehen”.

Auch im Hinblick auf die EU-Zölle reagieren die Chinesen und werden ihre neuen Produktionskapazitäten in erster Linie in Osteuropa errichten: XPENG kooperiert mit MAGNA in Österreich, BYD baut in Ungarn (Kapazität 150.000 bis 200.000 Einheiten in der ersten Phase), VOLVO baut ein eigenes E-Fahrzeug-Werk in der Slowakei. NIO baut ebenfalls in Ungarn. SVOLT, CALB und SUNWODA (alles chinesische Batteriezellenlieferanten) planen ebenfalls in Ungarn zu bauen. CATL, einer der größten chinesischen Batteriezellenlieferanten, baut dort bereits (Debrecen).

Fazit

Ob der Markt diese zusätzlichen Mengen aufnehmen wird, muss sich erst zeigen. Mit Sicherheit sind in Bezug auf die Fahrzeug-Produktionskapazitäten im Allgemeinen Veränderungen, Verlagerungen und standortbezogene Verringerungen bis hin zu Schließungen zu erwarten, insbesondere im teuren Deutschland.

BMW startet seine Neue Klasse übrigens auch nicht in Deutschland. Dafür hat man – ebenfalls in Ungarn – ein eigenes, neues Werk “i-Factory”, in Debrecen, gebaut. 150.000 Einheiten ist die Kapazität unter Vollauslastung. Die Zeitschrift Automobilproduktion spricht von einem “Dreiklang aus neuer Fahrzeugplattform, fossilfreiem Betrieb und digitalem Zwillling”. Die Automobilzulieferer, insbesondere auf dem Messegelände in Riem präsent, werden sich auch auf diese Veränderungen einstellen müssen. Wer auf der IAA genau hingehört hat, konnte diese Diskussionen auf deren Ständen durchaus miterleben.


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