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Breuninger auf der Suche nach dem richtigen Käufer – Premium-Juwel mit Konstruktionsfehler?
Ein Jahr Verkaufsprozess – und noch immer kein Deal
Seit Mitte 2024 steht das Stuttgarter Premium-Warenhaus Breuninger zum Verkauf – inklusive seiner 13 Filialen in Top-Innenstadtlagen und dem stark performenden Onlinegeschäft. Über 30 potenzielle Käufer:innen zeigten zunächst Interesse. Doch trotz hoher Markenattraktivität, stabiler Umsätze und eines digitalen Umsatzanteils von rund 60 % wurde bislang kein Abschluss erzielt. Warum?
Top-Asset mit struktureller Komplexität
Breuninger ist mehr als ein Händler – es ist ein integriertes System aus stationärem Handel und wertvollem Immobilienbesitz (geschätzt: 1,8 Mrd. € von 2,5 Mrd. € Gesamtwert). Genau diese Struktur macht einen Verkauf schwierig:
- Finanzinvestoren interessieren sich primär für die Immobilien.
- Strategische Käufer wollen meist nur das Handelsgeschäft.
- Die Eigentümerfamilie besteht jedoch auf einem Komplettverkauf, was die Komplexität und das Risiko für Käufer:innen erheblich erhöht.
Zukunftsstrategien: So ließe sich Breuninger weiterentwickeln
Für Käufer:innen mit Weitblick ergeben sich mehrere Optionen, um das Geschäftsmodell zu skalieren:
- Vertikalisierung & Eigenmarken
Mehr Kontrolle über Sortiment und Marge durch den Ausbau eigener Marken. - Kooperation mit Luxuslabels
Internationale Premium-Marken könnten sich exklusiven Zugang zu einer loyalen, kaufkräftigen Zielgruppe sichern – ohne selbst in Ladenflächen investieren zu müssen. - Geografische Expansion
Sowohl stationär (weitere Top-Städte) als auch online (internationales E-Commerce-Geschäft) bietet Breuninger Potenzial zur Skalierung.
Allerdings: Diese Optionen erfordern langfristiges Kapital, strategische Klarheit – und den unbedingten Willen, die Premium-DNA nicht zu verwässern.
Wer kommt als Käufer infrage – und warum?
- Strategische Investoren: Unternehmen wie Galeries Lafayette, El Corte Inglés oder Central Group könnten Synergien in Einkauf, Logistik und Marketing heben – und mit Breuninger ihre Präsenz im deutschen Markt massiv stärken.
- Finanzinvestoren: Häuser wie DWS, Deka, Union Investment oder große Private-Equity-Fonds fokussieren sich auf Asset-Wert, Effizienzpotenziale und ein späteres Re-Sale-Szenario – was aber Markenkern und Kundentreue gefährden könnte.
Die zentralen Risiken für Käufer und Marke
- Markenidentität in Gefahr: Einschnitte im Service oder Sortiment könnten Breuningers Stellung als Premiumhaus schwächen.
- Volatiles Konsumverhalten: Auch Premiumkunden sind vorsichtiger geworden – Expansion muss intelligent gesteuert werden.
- Mitarbeiterverunsicherung: Der lange Verkaufsprozess sorgt intern für Unsicherheit, was sich negativ auf Kultur und Leistungsfähigkeit auswirken kann.
Was Käufer:innen mitbringen müssen
Ein zukünftiger Eigentümer braucht mehr als Geld:
- Verständnis für den stationären Premiumhandel
- Respekt für Marke, Kultur und Serviceversprechen
- Strategisches Know-how, um sowohl den physischen Handel als auch das Onlinegeschäft zu skalieren
- Eine klare Entscheidung, ob die integrierte Struktur aus Handel und Immobilie erhalten bleibt – was für die Markensteuerung vorteilhaft wäre
Fazit: Breuninger ist wertvoll – aber nicht beliebig veräußerbar
Breuninger ist eines der wenigen verbliebenen Erfolgsmodelle im deutschen Premium-Modehandel. Doch die hohe Preisvorstellung, die strukturelle Komplexität und das anspruchsvolle Umfeld machen den Verkauf zu einer echten Herausforderung. Nur ein Käufer mit langfristiger Perspektive, Branchenverständnis und Respekt vor der Marke kann Breuninger in eine erfolgreiche Zukunft führen. Gelingt das, wäre das nicht nur ein Gewinn für das Unternehmen – sondern ein starkes Signal für die Zukunft des stationären Premiumhandels in Deutschland.
Quelle: Dieser Artikel basiert auf Artikel: Breuniger im Verkaufsmodus: Premium-Leuchtturm oder schwer veräußerbarer Klassiker?, Fashion United, 18.08.2025
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