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Roundtable Defense

Unternehmen zwischen Krisenvorsorge und Gesamtverteidigung

Roundtable Defense, 29. Oktober 2025, 12:00 – 13:30 Uhr

Wirtschaftsschutz und Cybersecurity im sicherheitspolitischen Umfeld Deutschlands

Die geopolitischen Spannungen seit dem Angriff Putins auf die Ukraine haben nicht nur die Sicherheits- und Verteidigungspolitik, sondern auch die deutsche Wirtschaft in eine neue Realität katapultiert. Resilienz ist längst kein „nice to have“ mehr, sondern zur strategischen Notwendigkeit geworden – und die Unternehmen sind stärker gefordert, als viele bislang wahrhaben wollen.

Unter der Moderation von Atreus Partner Dr. Christian Frank und Atreus Direktorin Christina Riess diskutierten Sicherheitsexpert:innen über die Frage, wie gut Deutschland auf geopolitische Krisen vorbereitet ist – und welche Schritte Unternehmen jetzt gehen müssen, um widerstandsfähiger zu werden.

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Sehen Sie sich das Re-Play mit den wichtigsten Erkenntnissen an:

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Veranstaltung

Digital via Livestream

29. Oktober, 12:00 Uhr bis 13:30 Uhr

  • Begrüßung und Vorstellung der Speaker
  • Keynote Wiebke Köhler, Expertin für Sicherheits- und Verteidigungspolitik
  • Keynote Andreas Ebert, Konzernbeauftragter der Volkswagen AG für Wirtschaftsschutz, Reserveoffizier
  • Diskussion der Teilnehmerrunde, Fragen aus dem Publikum
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Thema

Im Dialog beleuchten wir unter anderem:

  • Wie lassen sich Cybersecurity und der Schutz vor hybriden Bedrohungen – insbesondere für Industrieunternehmen und kritische Infrastrukturen – in Deutschland effektiv verbessern?
  • Welche Rolle spielen Industrie und Wirtschaftsschutz bei der Stärkung der nationalen und europäischen Verteidigungsfähigkeit?
  • Welche Anforderungen und Best Practices bestehen beim physischen und digitalen Schutz von Unternehmensstandorten, insbesondere von Betrieben mit kritischer Infrastruktur und großer Relevanz für die Volkswirtschaft?

Freuen Sie sich auf inspirierende Perspektiven, praxisnahe Einblicke und fundierte Diskussionen zur Zukunft des Service.

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Roundtable Defense

Die wichtigsten Erkenntnisse in 8 Thesen:

1. Deutschland steht vor einer völlig neuen Sicherheitsrealität. 

Verteidigungsexpertin und Strategieberaterin Wiebke Köhler formuliert die Lage in drastischen Worten: „Wenn ich mit Generälen spreche, höre ich oft: Wir sind nicht im Krieg, aber im Frieden sind wir auch nicht mehr.“ Köhler, die mehr als 70 Truppenbesuche absolviert und vielfach über die Bundeswehr publiziert hat, spricht von einer hybriden Bedrohungslage, die längst Alltag sei. Spionage, Sabotage, Cyberangriffe und Desinformationskampagnen hätten seit 2022 sprunghaft zugenommen. Während im Baltikum oder in Finnland aber unaufgeregter Pragmatismus herrsche – „Wir sind bedroht, also schützen wir uns“ –, verharre Deutschland in trügerischer Friedensseligkeit. Und das, obwohl die NATO ihre regionalen Verteidigungspläne längst umfassend aktualisiert habe und etwa die Bundeswehr grundsätzlich anders aufgestellt werden müsste.

2. Deutschland muss Resilienz aufbauen – in allen Teilen der Gesellschaft.

Atreus Direktorin sowie Luft- und Raumfahrtexpertin Christina Riess ordnet die Krisenszenarien des Verfassungsrechts ein. Der sogenannte Krisenfall, der während der Covid19-Pandemie ausgerufen wurde, ist nur die erste von fünf Stufen, die bis zum Verteidigungsfall reichen. Um solche Krisen bewältigen zu können, braucht es Resilienz – und Kritische Infrastrukturen (KRITIS), die für ein funktionierendes staatliches Gemeinwesen unverzichtbar sind. „Aber Vorsicht an der Bahnsteigkante“, warnt Riess: Gesamtverteidigung bedeute, dass auch viele Nicht-KRITIS-Organisationen als Teil der nationalen Sicherheitsarchitektur gelten und im Fall einer Krise tätig werden müssen – zum Beispiel Logistikdienstleister, Zulieferer oder IT-Provider. Dazu verpflichtet auch die bußgeldbewehrte NIS-2-Richtlinie der EU, die voraussichtlich 2026 in Kraft tritt. „Jedes Unternehmen, egal welcher Größe, muss die Folgen der NIS-2 für sich wenigstens einmal überprüfen“, so Riess.

3. Gesamtverteidigung betrifft auch die Industrie.

Andreas Ebert ist Reserveoffizier und Wirtschaftsschutzbeauftragter der Volkswagen AG. Er macht unmissverständlich klar, dass im Ernstfall – etwa einer militärischen Eskalation an der Ostflanke der NATO – die gesamte deutsche Wirtschaft betroffen wäre. Der in Teilen bekannte Operationsplan Deutschland (OPLAN) sehe die Bundesrepublik als logistische Drehscheibe der NATO: Hunderttausende Soldaten, Fahrzeuge, Verwundete und Nachschubrouten würden über deutsche Straßen und Schienennetze laufen. Die Wirtschaft bleibt also nicht unbeeinflusst, erklärt Ebert am Beispiel der Lieferketten: „ Wenn es zu einer militärischen Auseinandersetzung käme, wie viele osteuropäische Lkw-Fahrer würden dann noch zur Verfügung stehen?“ Die Unternehmen müssten sich resilient aufstellen.

4. Deutschland sollte von Finnland lernen.

Wiebke Köhler kontrastiert die deutsche Mentalität mit der Lage in Finnland: Unternehmen bevorraten dort Treibstoff und Wasser, Bürger:innen absolvieren am Wochenende freiwillige „Defense Courses“, der Staat koordiniert ein gemeinsames Lagebild, und ein Gesetz verpflichtet jede:n, in den ersten 72 Stunden einer Krise für sich selbst zu sorgen. 80 Prozent der finnischen Bevölkerung sind bereit, sich im Ernstfall zu engagieren, in Deutschland nur 17 Prozent. „In Finnland gilt Vorratshaltung nicht als Panikmache, sondern als Bürgerpflicht,“ stellt Köhler fest. „In Deutschland wird man da immer noch schnell einer Prepper-Mentalität zugeordnet.“ Der vom Bundesinnenminister initiierte Pakt zum Bevölkerungsschutz sei ein erster, aber längst nicht ausreichender Schritt. Hier brauche es in Deutschland ein gesamtgesellschaftliches Umdenken.

5. Wir brauchen einen zivilen OPLAN Deutschland.

VW-Sicherheitsbeauftragter Andreas Ebert geht ausdrücklich „nicht davon aus, dass es zu großflächigen militärischen Handlungen auf bundesdeutschem Gebiet kommt.“ Persönlich hält er es aber für „mehr als wahrscheinlich“, dass an der Ostflanke der NATO eines Tages eine militärische Auseinandersetzung bevorstehe. Putin und seine Untergebenen wollten nicht Deutschland oder Frankreich angreifen, sondern die liberalen Werte des globalen Westens. Das wirksamste Instrument dagegen sei Abschreckung: „Wir müssen Putin signalisieren, sich nicht mit uns anzulegen.“ Doch damit das glaubwürdig sei, benötige es gesamtgesellschaftliche Resilienz – und Verteidigungsbereitschaft: „Wir brauchen auch einen zivilen OPLAN Deutschland“, so Ebert, „das ist eine Aufgabe, für die wir als Wirtschaft massiv gefordert sind.“

6. Sicherheit heißt für Unternehmen: in Szenarien denken.

Alle Podiumsteilnehmer:innen sind sich einig, dass die meisten Unternehmen die sicherheitspolitische Lage aktuell unterschätzen. „Viele glauben noch, dass das alles Panikmache ist. Aber das ist es absolut nicht“, sagt Atreus Direktorin Riess. Verteidigungsexpertin Köhler berichtet von „Erstaunen und Unverständnis“ bei Entscheider:innen, wenn sie die Bedrohungslage thematisiere. Viele Unternehmen wüssten nicht, wie sehr sie das Thema betreffe. Ebert betont die Rolle des „War Gaming“, also von Planspielen in Unternehmen mit dem Ziel, die Ad-hoc-Handlungsfähigkeit zu testen und so Resilienz herzustellen. Es gehe darum, nicht auf staatliche Anweisungen zu warten, sondern auf den Fall vorbereitet zu sein, dass nichts mehr funktioniert. Und außerdem: „Hat jedes Unternehmen heute schon einen Sicherheitsverantwortlichen?“

7. Unternehmen müssen auch über Verteidigung hinaus resilienter werden.

Christina Riess erinnert an den kürzlichen Totalausfall des Cloud-Anbieters AWS, Atreus Partner Dr. Christian Frank an die Corona-Pandemie, Wiebke Köhler an den Stromausfall auf der iberischen Halbinsel: Für derartige Fälle müssen sich Unternehmen wappnen. „Wenn der Strom weg ist, wie würde ich meine Mitarbeiter informieren? Darüber nachzudenken, schadet nicht“, sagt Köhler. „Es hört nicht beim OPLAN auf und es geht auch nicht nur um Russland. Eine durchdachte Krisenvorsorge kann man nur sehr empfehlen.“ In Sachen Gesundheitsversorgung beispielsweise sei Europa sehr stark von China abhängig. Andreas Ebert mahnt dazu, auch die Personalplanung im Verteidigungsfall genau unter die Lupe zu nehmen, also: Wie beeinflusst es die Belegschaft, wenn sich plötzlich viele Beschäftigte in einem Konfliktfall engagieren müssen?

8. Unternehmen müssen sich mit ihrer Exposition im Thema Gesamtverteidigung auseinandersetzen.

„Das Top-Thema für Unternehmen ist Vernetzung“, sagt VW-Beauftragter Ebert. „Suchen Sie sich Hilfe – gerade wenn Sie selbst nicht die Ressourcen haben.“ Er empfiehlt insbesondere die Initiative Wirtschaftsschutz, über die man Kontakt zu Verbänden knüpfen könne.

In einem weiteren Schritt sollten sich Unternehmen mit ihrer Exposition in Sachen Gesamtverteidigung befassen und sich ein oder zwei Aspekte genauer anschauen, zum Beispiel Recruiting oder physische Sicherheit. Ebenso wichtig: „Das Thema in die Belegschaft bringen“ – gerade dann, wenn es unterschiedliche politische Einstellungen gebe. Die Podiumsteilnehmer:innen sind sich einig: Die Devise lautet Anfangen.

Unsere Keynote Speaker beim Roundtable Defense

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Wiebke Köhler
Expertin für Sicherheits- und Verteidigungspolitik, CEO, Ex-AXA CHRO

Wiebke Köhler ist seit über 25 Jahren als Strategieberaterin für das Top-Management von DAX-Unternehmen tätig.

Sie ist zudem Gründerin, Keynote-Speakerin und zehnfache Buchautorin. In ihrer beruflichen Laufbahn arbeitete sie bei den Unternehmensberatungen Roland Berger und McKinsey & Co. Anschließend begleitete sie als Partnerin im Executive Search internationale Konzerne bei der Besetzung von Vorstandspositionen, bevor sie selbst zum Personalvorstand bei der AXA Konzern AG in Deutschland berufen wurde. Seit 2019 ist sie als CEO der Top-Management-Beratung impactWunder selbstständig und berät Konzerne und Mittelständler in strategischen Fragen des Personalwesens.

Köhler engagiert sich seit vielen Jahren für die deutschen Streitkräfte. Durch mehr als 70 Truppenbesuche und fünf Bücher über die Bundeswehr hat sich ein engmaschiges Netzwerk ins Bundesministerium der Verteidigung und zu der Führung der Bundeswehr gebildet und hat ihr Interesse an der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik geweckt. Seit 2020 ist sie im Bereich der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik intensiv engagiert. Von 2020 bis 2024 war sie in der FDP Hamburg aktiv, unter anderem als Mitglied im Landesvorstand sowie im Landes- und Bundesfachausschuss Außenpolitik & Sicherheit. Seit Sommer 2024 ist sie Mitglied der CDU und dort Vorsitzende des Landesfachausschusses Außen- und Sicherheitspolitik in Hamburg. Zudem ist sie Mitglied im Bundesfachausschuss und im Netzwerk Nationale Sicherheit des Bundesvorstands der CDU.

Durch zahlreiche Veröffentlichungen von Büchern, Artikeln und Fachstudien sowie in den sozialen Medien ist sie beim Thema Bundeswehr und Sicherheitspolitik sehr präsent und erreicht ein großes Zielpublikum in der Öffentlichkeit. Sie ist als Mittlerin zwischen Bundeswehr, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft anerkannt und sehr geschätzt. Sie organisiert und moderiert regelmäßig sicherheitspolitische Veranstaltungen und Diskussionsabende, ist Panelistin auf der Berliner Sicherheitskonferenz und aktives Mitglied in zahlreichen Verbänden und Organisationen der Sicherheitsbranche.

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Andreas Ebert
Konzernbeauftragter der Volkswagen AG für Wirtschaftsschutz, Reserveoffizier, Lehrbeauftragter an der Hochschule für Öffentliche Verwaltung Bremen

Andreas Ebert ist derzeit Beauftragter für wirtschaftliche Sicherheit bei der Volkswagen AG.

Andreas Ebert bringt Erfahrungen aus früheren Positionen bei der Volkswagen AG, dem Center for Intelligence and Security Studies (CISS), der Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft Norddeutschland e.V. (ASWN) und dem BDI – Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. mit. Andreas Ebert hat einen Abschluss als Diplom-Ingenieur (Dipl.Ing.) in Nachrichtentechnik an der Fachhochschule Dortmund.

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